Kunst als Waffe – John Heartfield
Trailer
Kulturdokumentation, arte, 52min,
Ausstrahlung: 04.September 2024, 22:54 Uhr
„Ein Film voller Metamorphosen und zauberhafter Ideen. Alles unglaublich ausgefallen in Szene gesetzt, mit viel Liebe zum Detail. Ganz einmalig und unbedingt sehenswert.“
Christof Boy, WDR Westart
Inhalt
Seine Satiren machen den Vater der politischen Fotomontage weltberühmt, doch der Preis dafür ist hoch. Seine Geschichte gleicht einer Irrfahrt durch die politischen Wirren des 20. Jahrhunderts. Aus Protest gibt er sich im Ersten Weltkrieg einen englischen Namen. Er durchschaut die Nazis früh, demaskiert sie in seinen Bildern. Einfach und für Jeden verständlich. Das macht ihn für Hitler gefährlich. Der Kommunist Heartfield flieht quer durch Europa, wird immer wieder als Spion verdächtigt und findet auch später in der sozialistischen DDR keine sichere Heimat.
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Was vermag politische Kunst? Hat sie das Potential, eine Gesellschaft
besser zu machen oder gar eine Diktatur wirksam zu torpedieren? Der
Animationsfilm untersucht am Beispiel des Pioniers der politischen
Aktionskunst, John Heartfield, die Rolle von Kunstschaffenden in
unsicheren Zeiten und nutzt dabei Heartfields eigene grafische
Montagetechnik. Bertold Brecht nannte ihn einen der bedeutendsten
europäischen Künstler. Rosa Luxemburg überreichte dem überzeugten
Kommunisten 1918 persönlich das Parteibuch.
Er selbst änderte –
mitten im Ersten Weltkrieg - aus Protest seinen Namen von Helmut
Herzfeld in John Heartfield. Für Hitler wurde der Vater der
politischen Fotomontage schnell zum gefährlichen Staatsfeind. Denn
Heartfield setzte seine Kunst konsequent als Waffe ein und erfand mit
seinen politischen Fotomontagen so etwas wie eine frühe Form von
Social Media. Seine Satiren machen ihn weltberühmt. Blitzschnell und
pointiert, wie kein anderer, geißelt er das Erstarken der Nazis,
Hitlers Kriegspolitik und den Faschismus.
Doch Heartfield ist
permanent auf der Flucht: 1933 muss er nach Prag fliehen, später
weiter nach London. Als der Kommunist der ersten Stunde 1950 aus dem
englischen Exil in die DDR übersiedeln will, begegnet man ihm mit
Misstrauen. Für die Parteiführer in Ostberlin war er schlicht im
„falschen Exil“, sie verdächtigen ihn als Spion. Er wird Opfer einer
Verschwörung und wird aus der Partei ausgeschlossen. Der Kampf um
Anerkennung und gegen die Kleingeistigkeit der Kulturfunktionäre in
der DDR, die ihn zeitweise mit einem Arbeitsverbot belegen, zehren
Heartfield aus.
„Die Montagen sind an sich nicht geschaffen, um in einer Ausstellung aufgehängt zu werden. Ihr Sinn ist, auf die Massen zu wirken. Der Ort, wohin sie gehören, ist das Hirn der Masse!“
John Heartfield
Stream auf arte.tv
Presse
23.August 2024, Bikini Berlin 19:30Uhr
Katrin Rothe im Interview mit Marion Brasch im studioeins vom radioeins.
Credits
Buch, Regie & Animationsregie: Katrin Rothe
Sprecherin: Anna Thalbach
Stimme John Heartfield: Manuel Harder
Puppenspiel und Stimmen Genossen: Michael Hatzius und Dorothee Carls
Kamera: Thomas Eirich-Schneider, Richard Marx, Manon Pichon, Jana Pape
Montage: Rolf Lange, Hannes Starz
Musik: Micha Kaplan und Thomas Mävers
Sounddesign: Lukas Brandes
Mischung: Ramon Orza
Storyboard & Design & Animation: Lydia Günther, Tonina Matamalas, Gyula Szabó, Cornelia Freche, Anne-Sophie, Raemy, Werner Kernebeck, Lisa Sinram, Benjamin Swiczinsky, Konrad Weisse, Conrad Tambour, Cornelia Diomis, Amélie Cochet, Malte Stein, Lisa Neubauer, Wolf Matze, Birgit Schollen, Jonatan Schwenk, Kerstin Zemp, Lydia Günther, Theresa Grysczok, Mandy Müller, Rosanne Janssens, Edoardo Pasquini, Melanie Hauffe
Requisiten & Dokumente: Dennis Hanig, Noushin Redjaian, Harald Haimböck, Cölestine Engels
Archive: Bundesarchiv, Akademie der Künste, The National Archives UK, Stiftung Studienbibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung
Wir danken den Erben von John Heartfield und der Akademie der Künste Berlin. © THE HEARTFIELD COMMUNITY OF HEIRS / VG Bild-Kunst, Bonn 2023!
Produktionsleitung: Bettina Morlock (DE), Susanne Berger (AT), Sereina Gabathuler (CH), Paul Thimm (RBB/arte)
Produzenten: Gunter Hanfgarn, Andrea Ufer, Ralph Wieser, Sereina Gabathuler, Werner Schweizer
Redaktion: Carolin Mayer (RBB/arte), Rolf Bergmann (RBB), Urs Augsburger (SRF SRG SSR), Gabriela Block Steinmann (SRF SRG SSR), Barbara Seiler (SRF, SRG, SSR)
Eine Produktion von HANFGARN & UFER, Mischief Films, Dschoint Ventschr Filmproduktion
in Koproduktion mit rbb, SRF SRG SSR in Zusammenarbeit mit arte mit Unterstützung von Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Medienboard Berlin-Brandenburg, Filmförderungsanstalt, Deutscher Filmförderfonds, Österreichisches Filminstitut, FISA - Filmstandort Austria, Filmfonds Wien, Bundesamt für Kultur (BAK), Zürcher Filmstiftung, Studienbibliothek Zürich
Making-Of
Ausstellung animierte Fotomontage - Making Of
Über viele Monate haben Katrin Rothe und ihr Team aus Pappe, Karton,
Dokumenten und mit Pinsel und Farbe Filmkulissen und Figuren der 20er,
30er, 40er und 50er Jahre zum Leben erweckt. Die Ausstellung zeigt
originale Filmsets, das Storyboard, das Drehbuch, Miniaturen,
Hintergrundfolien und 12 Collagenkisten, die Stationen aus John
Heartfields bewegtem Leben zeigen.
Die Mischung aus handgemachter Cutoutanimation und Heartfields
Fotomontagen in Bewegung stößt nicht nur in der Fachwelt auf großes
Interesse. 2023 feierte der dokumentarische Animationskinofilm „Johnny &
Me“ von Katrin Rothe Premiere auf dem renommierten Filmfestival Annecy,
dem Cannes des Animationsfilms. Einladungen nach Brasilien, China,
Spanien und Italien folgten. Nun kommen große Teile der Animation ins
öffentlich rechtliche Fernsehen. „Kunst als Waffe - John Heartfield"
heißt die arte Kulturdokumentation.